In Greïn ist natürlich nicht nur der Sonnenuntergang einzigartig, sondern auch der Sonnenaufgang auf der entgegengesetzten Seite: auch hier gibt es 360 Grad freien Horizont - man muß nur rechtzeitig aufstehen. Der Vormittag ist heute dem verbleibenden Drittel der Tenére du Tafassasset gewidmet, die auf diesem Abschnitt vorwiegend aus Schotterflächen besteht. Nach zwei Reifenpannen und gut drei Stunden Fahrt erreichen wir dann endlich die Falaise Dissilak auf der anderen Seite der Tenére, unterbrochen nur durch einen kurzen Halt beim Arbre perdu (oder auch, nach dem dort befindlichen Grabmal des Gründers der Ralley Paris-Dakar Arbre Thierry Sabine genannt), dem letzten verbleibenden Baum im Umkreis von vielleicht 300 km.
Die Falaise Dissilak ist eine in steter Erosion befindliche Geländestufe, und dementsprechend bizarre Formen halbverwitterter Felsen sind dort anzutreffen. Während unserer Mittagsrast haben wir Gelegenheit, die Gegend dort, und den Blick zurück auf die Ebene der Ténéré zu genießen. Es ist brütend heiß, so dass die Schattenplätze unter den Felsen besonders begehrt sind.
In der Nähe des Rastplatzes verläuft die mit Balisen gekennzeichnete Straße von Djanet, der wir am frühen Nachmittag Richtung Chirfa folgen. Vor dem Eingang zum Dorf befindet sich ein Militärposten, der unsere Fahrerlaubnis prüft und bei dieser Gelegenheit auch gleich unsere Pässe einbehält - offenbar ist das hierzulande ein übliches Verhalten. Im Dorf haben wir dann etwas länger Aufenthalt, damit unsere Fahrer die inzwischen deutlich reduzierten Wasservorräte wieder auffüllen können. Wir nützen die Zeit, um in der örtlichen Schule unsere Mitbringsel (Hefte, Stifte, Lineale und dergleichen mehr) abzugeben - der Lehrer freut sich und bedankt sich sehr herzlich bei uns. Chirfa ist recht entlegen und nur sehr notdürftig mit Unterrichtsmaterial versorgt, Spenden sind daher immer willkommen und sinnvoll. Der Ort an sich ist nicht besonders groß - wir ziehen natürlich auch hier sofort die Aufmerksamkeit aller Kinder auf uns, aber wie bereits in Iferouane sind diese meist eher scheu und zurückhaltend.
Bald danach bricht bereits die Abenddämmerung herein, wir suchen uns unseren Rastplatz bei Alt-Chirfa am Rand des Djado-Plateaus (20°56'N, 12°23'O). Die Landschaft ist bizarr, halbverwitterter Sandstein erinnert mit seinen Formen an Hamburger, Nilpferde und andere Dinge, die man in der Wüste eher nicht vermuten würde. Wir bekommen - dem Brunnen in Chirfa sei Dank - jeweils eine Schüssel mit Waschwasser, so dass endlich wieder einmal der gröbste Schmutz entfernt werden kann. Nach vier Tagen ein echter Genuß! Unser Koch macht uns zur Feier des Tages eine besondere Freude und bäckt: Pizza. Das ist zwar nun nicht unbedingt einheimische Küche, aber er hat in Italien gelernt und kann das ganz ausgezeichnet. Die Touareg backen Teig direkt im Sand in der Glut, für Pizza ist diese Methode nur zu empfehlen.