Der heutige Vormittag verläuft vergelichsweise unspektakulär. Nach dem Frühstück und bis zur Mittagspause wandern wir das Oued Ouarsamet stromabwärts – W. und Sylvia folgen uns dabei in einigem Abstand, da W. immer noch starke Schmerzen beim Gehen hat. Während der Mittagsrast nütze ich die Zeit wieder für eine kleine Exkursion in ein nahegelegenes, namenloses Oued. Der Aufstieg in glühender Hitze wird mit einem schönen Ausblick über die gesamte Etappe des heutigen Tages belohnt. Eine Fortsetzung auf die höheren Gipfel ist in der kurzen Stunde, die mir an Zeit zur Verfügung steht, leider nicht machbar.
Am Nachmittag ist unser Weg nicht sehr lang und führt uns vom Oued Ouarsamet über eine kleine Abkürzung ins große Oued Tadjemout, in dessen Verlauf wir schlußendlich den Talausgang und damit den Rand des Immidir erreichen. Vor uns liegt nun weiterhin das Oued, allerdings zu einer weitläufigen, sehr flachen Ebene ausgedehnt. Hier führte vor der Errichtung der asphaltierten Straße N1 die Sandpiste vorbei, und an dieser strategisch wichtigen Stelle wurde zur Kolonialzeit von den Franzosen ein kleiner Stützpunkt errichtet, der in der Zwischenzeit jedoch weitgehend zerstört ist. Die Grundmauern des Gebäudes sind jedoch immer noch vorhanden, ebenso zeugen einige Palmen, sowie der Brunnen von belebteren Zeiten. Bedauerlicherweise findet sich auch reichlich Müll, der von anderen Reisegruppen an diesem leicht erreichbaren und somit beliebten Rastplatz hinterlassen wurde. Etwas abseits des alten Forts befindet sich das Grab eines Marabouts, umgeben von einigen weiteren, deutlich schlichteren Gräbern.
Dank des Brunnens haben wir nach Belieben Waschwasser zur Verfügung, was nach den staubigen Etappen der letzten Tage in der Nachmittagssonne mit Begeisterung ausgenützt wird. Gegen Einbruch der Dämmerung steigen wir dann auf einen der nahen Hügel und bekommen sowohl einen wunderschönen Sonnenuntergang, als auch ein sehr nettes Abendrot zu sehen. Anders als an den Vortagen, flaut der (zum Sonnenuntergang durchaus übliche) Wind diesmal jedoch nicht ab, sondern wird in den ersten Nachtstunden sogar eher noch stärker: Als ich nach dem Abendessen zu meinem Zelt komme, liegt dieses – trotz beschwerenden Gepäcks – auf die Seite gedreht im Sand. Entsprechend unruhig verläuft auch die weitere Nacht, die uns daran erinnert, wie gut wir es bislang mit dem Wetter getroffen haben, denn derartige Winde sind für diese Jahreszeit und Gegend keineswegs untypisch.