Die vergangene Nacht war die bisher kälteste: bereits am Abend saßen wir mit unseren dicken Jacken am Lagerfeuer, am frühen hat es dann nur noch knapp mehr als 4 Grad. Das ist zwar immer noch weit entfernt von möglichen Kälterekorden, reicht aber aus, um beim Frühstück mit klammen Fingern die Teeschale zu halten und sehnsüchtig darauf zu warten, dass die Sonne endlich hinter dem Bergmassiv aufgeht, in dessen Schatten unser Nachtlager liegt. Etwas wärmer wird uns, als wir nach dem Frühstück zu Fuß gut 30 Minuten Richtung Osten vorausgehen, bis unsere Fahrer das Gepäck auf den Dachgalerien verstaut und uns mit den Fahrzeugen eingeholt haben.
Mit Ausnahme eins kurzen Stops zur Aufnahme von Brennholz fahren wir den ganzen Vormittag ohne Aufenthalt direkt Richtung Osten. Der Garet el Djenoun bleibt hinter uns am Horizont zurück, wir durchqueren sehr unterschiedliche, in ihrer Kahlheit höchst attraktive Landschaften, bis wir uns im Oued Amadror einen der spärlich vorhandenen Bäume suchen, in dessen Schatten wir Mittagsrast machen. Wir bleiben nur so kurz, wie unbedingt notwendig und brechen danach gleich auf, um bis zum Sonnenuntergang den vorgesehenen Rastplatz für die nächste Übernachtung zu erreichen. Die Landschaft bis dorthin gleicht der Tenere de Tafassaset – vollkommen flach und mit winzigen Kieseln besetzt. Im Gegensatz zur Tenere wird hier der Horizont allerdings ringsherum von Bergen begrenzt.
Gegen 16:30 erreichen wir den Rand des Oued Amadror und dort wiederum zwei frei in der Landschaft stehende Hügel, zwischen denen wir unsere Zelte aufschlagen. Von diesem Platz aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Ebene um uns herum, zudem erleben wir den Beginn einer sternenklaren Vollmondnacht: als die Sonne im Westen untergeht, erscheint gleichzeitig im Osten der volle Mond (da es der letzte Tag des Monats ist, handelt es sich um einen sogenannten "blauen Mond", und zusätzlich gibt es auch eine kleine, partielle Mondfinsternis knapp nach dem Mondaufgang).
Da heute die Silvesternacht ist, zeigen wir gewisse Ambitionen, abends länger wach zu bleiben, als an den Tagen davor. Unser Koch erleichtert uns diese Aufgabe dadurch, dass er neben dem üblichen Brot auch noch eine Überraschung für den Neujahrsmorgen bäckt. Diese enthält er uns zunächst konsequent vor – neugierig, wie wir sind, warten wir geduldig am Lagerfeuer, bis er sein Geheimnis lüftet: ein Rosinenkuchen, von dem wir natürlich sofort probieren. Dennoch, knapp nach 11 gehen dann auch die letzten aus unserer Gruppe in ihre Zelte, so dass wir den eigentlichen Jahreswechsel schlicht verschlafen.