Kilimanjaro - ein Reisebericht

Kilimanjaro

15.8.2005 – Barranco Hut bis Arrows Glacier Camp

Der Tag beginn routinemäßig: Frühstück ist um 7:30, was auf der Barranco Hut allerdings bedeutet, noch vor Sonnenaufgang aufstehen zu müssen – kalt! Auf den Zelten und am Boden liegt leichter Rauhreif, es hat also offenbar in der Nacht erstmals leicht gefroren. Nach dem Frühstück ist es dann in der zwischenzeitlich aufgegangenen Sonne angenehm warm, ich beginne die Tagesetappe um 8:30 gleich im kurzärmligen Hemd und ohne Jacke.

Das Ziel des heutigen Tages ist das Arrows Glacier Camp auf 4.800 Meter Seehöhe – der bisher höchste Aufenthalt dieser Reise und gleichzeitig Ausgangspunkt für die morgige Gipfeletappe. Der Weg beginnt, wie er vor zwei Tagen geendet hat: viele Vögel und Pflanzen, ein kleiner Bach entlang des Weges. Nach rund einer Stunde Gehzeit biegen wir dann allerdings auf eine Geröllhalde ab und steigen sehr steil in Richtung Krater bergauf. Die Vegetation nimmt rapide ab, und außer zahlreichen kleinen, schwarzen Spinnen sind auch keine Lebewesen mehr zu sehen.

Bei der Mittagsrast läßt die Anstrengung durch den steilen Weg schnell nach, mir wird kalt. Ich ziehe beide Jacken über das Hemd an sowie auch noch die leichten Handschuhe, das reicht gerade so eben. Als dann noch Wind aufkommt und den Nebel aus dem "Tal" zu uns heraufweht, bin ich recht froh, als wir endlich wieder weitergehen.

Trotz des durchaus ansehlichen Höhenunterschiedes von 900 Metern erreichen wir, bedingt durch den steilen Weg, den Lagerplatz bereits um 13:00. Es handelt sich um ein paar Zelte auf einer exponiert unter dem Gipfel liegenden Geröllhalde, eine sehr unwirtlich erscheinende Gegend, hier möchte man nicht länger bleiben, als notwendig [Nachtrag: im Jänner 2005 kam es in eben diesem Camp bei einem Felsrutsch zu einem tragischen Unfall mit tödlichem Ausgang für drei Menschen. Es ist notwendig, sich bei solchen Touren, auch wenn sie technisch einfach scheinen, des vorhandenen Risikos bewusst zu sein - man sollte es aber auch nicht überbewerten, das Risiko auf Hin- und Rückflug liegt vermutlich in einer vergleichbaren Größenordnung]. Wir essen das obligatorische Popcorn, messen noch einmal die Sauerstoffsättigung aller Gruppenteilnehmer (sie ist weiterhin überall absolut in Ordnung), hören uns die letzten taktischen Instruktionen für den Aufstieg in der folgenden Nacht an, machen ein paar letzte Gruppenfotos "davor", betrachten besorgt den Weg, der in der Felswand unmittelbar über uns verschwindet und versuchen anschließend, bis zum Abendessen (wozu schon wieder Essen? Wer hat denn Hunger?) noch ein wenig zu schlafen. Es ist bitter kalt und windig, draußen beginnt es mitten am Tag zu schneien. Ich mag mir kaum vorstellen, was die kommende Nacht bringen wird, aber es hilft nichts: niemand denkt zum jetzigen Zeitpunkt mehr ans Umkehren, also müssen wir da wohl durch.

Das "Abendessen" findet diesmal bereits um 17:00 statt, um uns noch ein paar Stunden mehr Schlaf zu gönnen. Gleich danach ist theoretisch auch schon Bettruhe, in der Praxis funktioniert das diesmal allerdings nicht. Es ist immerhin noch taghell, und der Lärmpegel im Lager ist, vor allem durch die Träger, die keinen Aufstieg vor sich haben, so hoch, dass die meisten erst gegen 22:00 einschlafen können. Doch schon eine Stunde später werden wir wieder geweckt und müssen daher am folgenden Tag mit diesem bißchen Schlaf das Auslangen finden.