Beim Abendessen hatten wir noch scherzhaft vorgeschlagen, mit dem ersten Hahnenschrei aufzustehen (wer braucht in der Wüste schon Uhren?), aber am nächsten Morgen merken wir: hier krähen tatsächlich Hähne, und ganz so wie bei uns daheim deutlich vor der Zeit, zu der man gerne und freiwillig aufstehen möchte. Wir warten daher trotz Weckdienst bis zum Sonnenaufgang und finden unsere Zelte mitten in einer weidenden Ziegenherde, die aber durch unser Erscheinen ebenfalls recht irritiert scheinen und rasch weiterziehen. Das Gepäck und die Zelte werden wieder zusammengeräumt und verstaut, um 7:00 gibt es Frühstück, und um 8:00 brechen wir auf.
Zunächst geht es ein Stück weit zu Fuß, während unsere Fahrer noch das Gepäck verladen, den Rastplatz aufräumen und uns schließlich mit den Autos folgen (ein Rhythmus, der sich an fast allen folgenden Tagen wiederholen wird). Danach setzen wir die Fahrt in den Geländewagen fort, zunächst noch einige wenige km auf der Asphaltstraße nach Arlit, dann in Richtung Osten auf einer Mischung aus Sandpiste (die recht gut zu befahren ist) und alter französischer Kolonialstraße (die sehr heruntergekommen und deutlich weniger angenehm ist). Nach einem kurzen Stück Fahrt in der Ebene erreichen wir den Fuß des Aïr-Gebirges, das aus den letzten Überresten zahlreicher alter, ehemals großer Vulkane entstanden ist. Der größte Teil der heutigen Tagesetappe besteht aus dem Anblick gigantischer grauer Schotterhalden, teilweise in bizarren Anhäufungen, teilweise so, als ob wir uns auf einer überdimensionalen, von Arbeitern und Maschinen verlassenen Baustelle befinden und teilweise auch einfach in Form von weiten, leeren Ebenen. Das Gebirge ist jedoch keineswegs unbesiedelt - im Gegenteil, selbst in dieser absolut spärlichen Vegetation begegnen uns immer wieder Esel und Kamele, gelegentlich auch einer deren Besitzer.
Außer der etwas längeren Mittagsrast unter einer großen Akazie machen wir kaum Pausen, bis wir am späteren Nachmittag Iferouane erreichen, eine kleine, aber blühende Stadt inmitten der weiten Steinwüste. Wir haben rund eine Stunde lang Aufenthalt, bis unsere Fahrer die Wasser- bzw. Benzinvorräte aufgefüllt haben, und wir nützen diese Zeit für einen Stadtrundgang. Wie es scheint, sind wir in Iferouane das Thema des Tages, die gesamte Dorfjugend begleitet uns, teils schüchtern, teils um Geschenke bittend, jedoch niemals aufdringlich. Schade, dass aus unserer Kleingruppe niemand französisch spricht, denn so bleibt die Kommunikation auf das absolute Minimum reduziert.
Mit vollgetankten Autos fahren wir schließlich noch einige wenige km weiter, bis wir einen sehr schönen Lagerplatz in einer Gruppe kugelrund verwitternder Felsen gefunden haben, auf dem wir die folgende Nacht verbringen (19°07'N, 7°38'O).