Der letzte Urlaubstag bricht an, und da wir heute nicht mehr viel Weg zurückzulegen haben, stehen wir eine halbe Stunde später auf, als gewohnt. Unmittelbar hinter den Dünen des Erg Admer erreichen wir die asphaltierte Straße N3 nach Djanet, der wir zunächst einige Kilometer weit folgen, bevor wir einen Abstecher in die südlichen Ausläufer des Tassili n Ajjer unternehmen. Hier ist – erstmals – das Touristenaufkommen hoch: es sind nicht nur Reifenspuren längst vergangener oder unmittelbar vorhergehender Expeditionen zu sehen, sondern auch mehrere andere Reisegruppen, die sich den gleichen Platz für ihre Mittagsrast ausgewählt haben. Die Stelle bietet sich aber auch ausdrücklich an: einfach befahrbar und direkt von der Hauptstraße aus zu erreichen sehen wir zunächst ein präislamisches Schlüssellochgrab, danach fahren wir direkt in die eindrucksvollen Felseformationen, um dort – ungewohnt zeitig – Mittagsrast zu machen. Statt wie üblich 15:00 wird heute 14:00 als Zeit für den Aufbruch festgesetzt, um möglichst früh Djanet zu erreichen, wo die Fahrer noch einige Dinge erledigen wollen. Im weiteren Verlauf ändert sich die Zeit auf 13:30 und letztlich brechen wir bereits knapp nach 13:00 auf, so daß nach dem Essen keine Zeit mehr bleibt, um die interessante Umgebung noch näher zu erkunden.
Die Landschaft auf der verbleibenden Strecke nach Djanet ist spektakulär, Dünen und Felsen wechseln sich ab oder gehen fließend ineinander über. Eine Reifenpanne im rechten Augenblick ermöglicht es uns, die Umgebung auch von außerhalb der Autos ein paar Minuten länger genießen zu können. Unsere Planung für Djanet sah vor, in einer provisorischen Unterkunft zu duschen – das wird uns allerdings (aus für uns nicht vollständig nachvollziehbaren Gründen) verweigert, so dass wir unerwartet 2 Stunden Zeit für Djanet haben, während unsere Fahrer Treibstoff und Vorräte für ihre Rückreise einkaufen.
Djanet besteht, abgesehen von Wohn- und Verwaltungsgebäuden, die sich im Umkreis einiger Kilometer befinden, im wesentlichen aus einer Hauptstraße mit zwei oder drei Lokalen, sowie einigen Läden. Da die Stadt neben Tamanrasset aber als zentraler Ausgangs- und/oder Endpunkt für viele Reisen ins südliche Algerien dient, ist sie voller Touristen, zumeist Franzosen. Es gibt nicht viel zu tun oder zu erkunden, daher vergeht die Zeit nur schleppend, und letztendlich sind wir alle froh, als wir um 15:30 wieder aufbrechen können.
Unser Lagerplatz für die letzte Nacht befindet sich nahe am Flughafen von Djanet, einige Kilometer ausserhalb der Stadt. Am Weg dorthin machen wir noch einen kurzen Stop bei Tegharghart, wo sich einige der berühmtesten Felsgravuren, die "weinenden Rinder" befinden. Diese Gravuren bestechen besonders dadurch, dass sie die Struktur des Felsen mit in die künstlerische Gestaltung einbezogen haben und damit die Tränen der Rinder zum Ausdruck bringen.
Zum Abendessen gibt es, sozusagen als Festessen zum Abschied, Tagella, Brotsuppe mit direkt im Sand gebackenen Brot. Danach sitzen wir noch lange beim Lagerfeuer, scherzen und singen mit unseren Fahrern, bis uns irgendwann die Müdigkeit übermannt. Der Rastplatz ist, jedenfalls für hiesige Verhältnisse, überfüllt: wir sehen andere Reisegruppen, andere Fahrzeuge fahren nur wenige Meter von unserem Lagerplatz entfernt vorbei – sehr ungewohnt nach so vielen Tagen der Ruhe und Einsamkeit. Es ist ausgesprochen praktisch und daher üblich, die letzte Nacht vor der Abreise hier zu verbringen, um sicher und zeitgerecht den Flughafen zu erreichen. So befinden sich um uns herum nicht nur die anderen Urlauber aus Deutschland, sondern auch die Passagiere einer französischen Chartermaschine, die mitten in der Nacht abhebt und uns damit den Schlaf raubt.