Tagwache ist um 5:45 – zusammen mit der Zeitverschiebung von einer Stunde also genauso früh, wie am Tag davor, mein Schlafdefizit macht sich nun doch schon recht deutlich bemerkbar. Das Frühstück im Hotel entschädigt dafür einigermaßen. Die Omlettes können nach Lust und Laune mit Gemüse versehen werden, insbesondere auch mit frisch gehackten, grünen Chilischoten. Was für mich nettes Würzen ist, löst bei anderen allerdings akute Atemprobleme aus.
Die Busfahrt von Nairobi (Kenia) nach Arusha (Tansania) ist über große Strecken absolut langweilig und unspektakulär. Erst nach der Grenze tauchen am Straßenrand zunehmend mehr Massai in traditioneller Kleidung auf und beleben die recht trostlose Landschaft. Gelegenheit zum Fotografieren gibt es nicht, wie sich im weiteren Verlauf der Reise herausstellt, wäre das bei den Massai aber ohnehin eher eine schlechte Idee gewesen. An der Grenze zwischen Kenia und Tansania gibt es haufenweise Souvenirs zu kaufen, sowohl in gut organisierten Läden, als auch von (letztlich nicht minder gut organisierten) Einzelpersonen, die alle ankommenden Buse scharenweise belagern und nur mit Mühe davon abzuhalten sind, ins Wageninnere einzudringen. Die Grenzformalitäten werden von unserem Bergführer zum Glück zügig erledigt, eindeutig ein Vorteil der komplett organisierten Tour. Knapp nach Mittag treffen wir in Arusha ein.
Das Impala-Hotel in Arusha ist sehr gediegen, sauber und gut gepflegt. Es gibt drei unterschiedliche Restaurants mit letztlich zwar genau der gleichen Speisekarte, aber von ganz ausgezeichneter Qualität, wie wir beim Mittagessen feststellen können. Eine kurze Lagebesprechung folgt, danach zersplittert sich unsere Gruppe – manche bleiben im Hotel und packen ihre Sachen um, sitzen an der Bar oder legen sich an den Pool. Andere, darunter auch ich, erkunden ein wenig die Gegend und machen sich zu Fuß auf den Weg ins Zentrum von Arusha.
In der Stadt begegnet man jeder Menge sehr offener Menschen. Nicht wenige davon sind auch ausgesprochen geschäftstüchtig (wie in einer Stadt, die vom Tourismus derart beherrscht wird, nicht anders zu erwarten ist; für jedes Foto wird versucht, Geld zu verlangen, die kleinste denkbare Einheit ist ein US-Dollar). Aber auch wenn man auf der Straße einfach nur grüßt, bekommt man so gut wie immer ein Lächeln und einen Gruß zurück – bei uns eher unvorstellbar. Die Straßenhändler haben hier nicht nur jede Menge vom üblichen Ramsch, sondern auch die aktuelle "Financial Times" anzubieten. Nachdem wir uns als deutschsprachig zu erkennen geben, taucht sogar eine FAZ vom Vortag auf – das überrascht uns nun doch etwas, trotzdem enttäuschen wir den Verkäufer und gehen ohne die Zeitung weiter.
Der zentrale Markt von Arusha ist sicherlich die lohnendste Gegend, um das Leben in dieser Stadt kennenzulernen. Es herrscht an jedem Wochentag und zu fast jeder Tageszeit bunter Trubel. Fotografieren ist gestattet, aber mitunter ein wenig problematisch, da auch hier die Menschen für ein Foto gerne einen Dollar hätten – wer an seiner Kamera einen Lichtschacht hat, ist klar im Vorteil. Ohne einen sich freiwillig aufdrängenden "Guide" kommt man als hellhäutiger Mensch vermutlich nicht durch den Markt, diese Jugendlichen sind untereinander abgesprochen und haben die Situation voll im Griff. Natürlich ist deren Hilfeleistung auch mit einem abschließenden Trinkgeld verbunden. Ihre anfängliche Forderung nach 20 USD ist allerdings derartig überzogen, daß doch gewisse Zweifel an ihrem Geschäftssinn wach werden. Die jeweils 5 Dollar haben sie sich allerdings redlich verdient, sie waren wirklich bemüht und haben auch eine ganze Menge interessante Informationen über Angebot und Bräuche geliefert.
Nach dem Einbruch der Dunkelheit gibt es Abendessen im Hotel, eine Lagebesprechung für die kommende Tour auf den Mount Meru (vor allem, was die Packliste betrifft) und danach Bettruhe, diesmal schon um 22:00. Wir nehmen das dankbar an, da wir ohnehin alle ziemlich müde sind.