Tagwache ist neuerlich um 5:45, langsam wird die Uhrzeit schon zur Gewohnheit, der Weckruf wäre kaum mehr notwendig gewesen. Das Frühstück ist nicht schlecht, wenn auch weniger vielseitig und weniger liebevoll als in Nairobi. Gründlich gestärkt schaffen wir es, wie geplant um 7:30 mit dem Bus in Richtung Mount Meru abzufahren. Die Fahrt führt uns von Arusha aus ein kleines Stück Richtung Moshi, danach auf einer nicht befestigten Straße zum Gate des Arusha National Park. Dort werden Bus und Gepäck gewogen, unsere Passnummern, Namen und Geburtsdaten notiert und die Eintrittsgebühren bezahlt, bis wir endlich noch ein paar Kilometer weiter bis zum Momella Gate fahren dürfen. Als Österreicher kennt man Bürokratie gut, hier findet man sie in teilweise formvollendeter Ausprägung.
Am Momella Gate werden erst einmal die Gepäckstücke vom Bus abgeladen und, zusammen mit den Lebensmittelvorräten für die nächsten Tage, auf eine unbestimmte Anzahl von Trägern verteilt. Wir bekommen, wie jede Gruppe, die hier unterwegs ist, einen lokalen Ranger zugeteilt, der mit einem antik anmutenden Gewehr für unsere Sicherheit sorgt (dieses ist, wie wir etwas später von ihm erfahren, ohnehin nicht geladen, aber die größeren Tiere – Büffel, Giraffen und Affen – sind schon perfekt auf die Touristenströme konditioniert und verschwinden bei Annäherung ganz freiwillig). Des weiteren haben wir einen einheimischen Guide und einen Koch. Nachdem wir für die heutige Tagesetappe mit Lunchpaketen und Wasser ausgestattet worden sind, kann es logsehen.
Nach dem Gate folgt erst einmal ein kurzer Marsch in der Ebene, danach beginnt der eigentliche Anstieg, wenn auch zunächst noch sehr sanft. Unser Bergführer legt, wie schon in der Lagebesprechung angedroht, ein äußerst gemächliches Tempo vor, daher spielt die tatsächliche Steigung gar keine Rolle – jedenfalls nicht auf den derzeitigen 1500 Meter Seehöhe. Unsere Träger haben uns bereits nach kurzer Zeit ein- und überholt, sie laufen diese Strecke oft und sind perfekt akklimatisiert. Nach rund zwei Stunden, auf halber Strecke, machen wir eine kurze Mittagsrast. Die von unserem Koch zubereiteten Lunchpakete sind ganz ausgezeichnet, das Wasser stammt am ersten Tag noch aus dem Supermarkt und ist ebenfalls vorzüglich. Weitere zwei Stunden Fußmarsch bringen uns auf etwa 2500 Meter Seehöhe zur Miriakamba Hut, unserem heutigen Tagesziel (die Höhenangaben sind generell mit viel Vorsicht zu geniessen und können selbst bei offiziellen Prospekten um einige 100 Meter voneinander abweichen).
Gleich nach der Ankunft auf der Hütte gibt es Tee und – etwas überraschend – frisch zubereitetes Popcorn, danach ist für den Rest des Tages Freizeit. Ich nutze die Gelegenheit, um in der näheren Umgebung der Hütte noch einige Fotos zu machen und plaudere anschließend im Sonnenschein mit den anderen Leuten aus der Gruppe, bis es langsam dunkel und damit auch relativ kühl wird. Das folgende Abendessen erweist sich als ebenso ausgezeichnet, wie es die Lunchpakete gewesen sind, wir haben nach dem Aufstieg aber natürlich auch ordentlichen Appetit. Nach dem Essen ist relativ bald Bettruhe (man kann auf der Hütte ohnehin nicht sehr viel machen), durch das viele Trinken (für die Akklimatisation sehr wichtig) ist es aber kaum jemandem möglich, die ganze Nacht durchzuschlafen. Beim Austreten stelle ich fest, daß es während der Nacht heftig zu regnen begonne hat und frage mich, wie sich das auf den weiteren Aufstieg morgen auswirken wird.