Das Fühstück ist heute erst für 7:00 angesetzt, da wir diesmal keine Autobusfahrt mehr vor uns haben. Um 6:30 wachen die ersten auf und wecken mich damit. Ich sehe kurz aus dem Fenster, entdecke strahlend blauen Himmel und bin 10 Minuten später schon fix fertig angezogen mit gezückter Kamera im Freien vor der Hütte. Es ist gerade noch rechtzeitig, um einen grandiosen Sonnenaufgang hinter dem sich malerisch über die Wolken erhebenden Kilimanjaro zu erleben. Danach folgen noch ein paar Pflanzenfotos unter besseren Lichtbedingungen als am Tag davor, anschließend ist aber auch bereits Frühstück. Dieses ist sehr britisch: es gibbt gebratene Würstchen, Omlette und Porridge, dazu Toast mit Marmelade. Die Begeisterung ist zwar nicht ganz so groß, wie beim Abendessen, aber gegessen wird doch recht fleißig. Anschließend wird noch rasch zusammengepackt, danach geht es weiter bergauf.
Durch den nächtlichen Regen ist die Gegend ziemlich feucht und (mit steigender Temperatur) auch zunehmend neblig. Der Berg ist inzwischen sehr steil, allerdings wurden auf dieser Etappe zahlreiche Holztreppen errichtet, um eine allzu starke Bodenerosion durch die vielen Wanderer zu vermeiden. Der Anblick ist zwar ziemlich eigenartig, aber die Konstruktion erfüllt ihren Zweck vorzüglich und schützt uns zudem noch vor den sonst wohl unvermeidbaren Schlammbädern. Die Landschaft entspricht ziemlich genau dem, was man sich als Mitteleuropäer gemeinhin unter Urwald vorstellt: dicht mit Flechten bewachsene, vielfach gekrümmte Bäume, alles sehr grün und neblig. Erst nach etwa drei Stunden steilem Anstieg ändert sich die Landschaft, dafür aber dann sehr plötzlich: der Nebel reißt auf, die Bäume und insbesondere die Flechten werden weniger, Büsche dominieren die Vegetation, dazwischen leuchten bunte Blumen. Das Buschwerk ist anfangs noch etwa mannshoch, lichtet sich aber im Verlauf der folgenden Stunde zusehends und geht in eine Art Almlandschaft über.
Rund um 13:00 erreichen wir die Saddle Hut auf etwa 3500 Meter Seehöhe. Wir beziehen erst einmal Quartier (diesmal nicht in 4er-Zimmern wie auf der Miriakamba Hut, sondern in einem Massenlager) und stärken uns mit dem obligatorischen Popcorn. Nachmittags gibt es dann noch einen kollektiven Ausfall auf den Little Meru (3800 Meter). Die fehlenden Höhenmeter sind recht schnell und ohne allzu große Mühen überwunden, sie dienen vor allem der Akklimatisation. Wir haben unseren ersten, wenn auch noch recht bescheidenen Gipfelsieg geschafft! Oben wird erst einmal verschnauft, die Gegend betrachtet und fotografiert, gefeiert, viel getratscht und dann – überraschend – auch noch der Sauerstoffanteil im Blut aller Gruppenmitglieder gemessen. Unsere Werte liegen allesamt im normalen Bereich, dementsprechend sind wir guter Dinge.
Rechtzeitig vor Sonnenuntergang brechen wir zum Abstieg auf, um noch vor dem Einbruch der Dunkelheit und rechtzeitig für das Abendessen wieder in der Saddle Hut zu sein. Da am nächsten Tag der Mount Meru auf dem Programm steht und dafür ein sehr früher Aufbruch notwendig ist, gehen wir gleich danach zu Bett. Die Nacht ist auch hier wieder sehr unruhig, die meisten müssen mehrmals aufstehen und wecken dabei – Massenlager – auch gleich den Rest mit auf, es wird geschnarcht, eine andere Gruppe macht knapp nach Mitternacht Lärm, und einige Träger diskutieren mitten in der Nacht direkt vor unserem Schlafsaal. Zudem sind die Matratzen recht dünn, dementsprechend schlecht schlafen die meisten von uns, entsprechend fit sind wir auch, als wir noch vor 4:00 morgens geweckt werden.