Die Abfahrtszeit Richtung Machame Gate ist mit 7:30 relativ angenehm, nach dem Frühstück sitzen wir alle recht schweigsam im Bus. Vermutlich ist jeder in Gedanken schon – und das mit gewissem Respekt – beim Berg und beim uns bevorstehenden Aufstieg. Noch ist durch die übliche dichte Bewölkung allerdings nichts davon zu sehen, während der Fahrt bekommen wir nur die Ebene zu sehen. Nach rund zwei Stunden auf zuletzt etwas abenteuerlicher Straße erreichen wir den Mount Kilimanjaro National Park am Machame-Gate (1800 Meter). Einige Einheimische versuchen uns Ausrüstung und Souvenirs zu verkaufen, mit relativ geringem Erfolg. Abgesehen davon ist zu Beginn nicht sonderlich viel los. Wir sind die erste Reisegruppe des heutigen Tages, das Gate liegt ziemlich einsam da.
Der Aufstieg beginnt mit einer 6,5-stündigen Etappe bis auf rund 3000 Meter Seehöhe, die durch dichten Nebelurwald führt. So beeindruckend die Umgebung ist, so mühsam ist der Weg: eine reine Schlammorgie. Zunächst marschieren wir noch auf einer Forststraße, bald aber wird der Pfad enger und führt relativ steil einen durch den dichten Wald gut versteckten Grat entlang. Unterwegs überholen uns einige andere Gruppen, der Andrang hier ist deutlich höher als am Mount Meru (wie unangenehm muß das erst auf dem Merengu-Trail sein). Die Strecke ist heute ziemlich lang, hat aber den Vorteil, daß sie uns zum Schluß gerade noch aus der Nebelzone herausführt.
Die Machame Hut liegt sehr malerisch in der Landschaft, wir haben von dort aus einen perfekten Ausblick auf den noch sehr hoch über uns aufragenden Kilimanjaro-Gipfel. Eine Unzahl an Zelten ist in der Landschaft verteilt (später erfahren wir, daß sich zusammen mit uns 15 Reisegruppen gleichzeitig hier aufhalten, das sind wohl rund 100 Personen, plus noch einmal etwa die doppelte Anzahl an Trägern, Guides und Köchen), was aber durch viel Buschwerk auf den ersten Blick gar nicht auffält und daher auch nicht stört. Ich habe Glück und bekomme für die Tour ein Einzelzelt, daher habe ich reichlich Platz, um mein Gepäck darin unterzubringen, zu verteilen und mich trotzdem noch bewegen zu können. Wie schon vom Mount Meru her gewohnt, gibt es nach der Ankunft zunächst einmal Tee mit frischem Popcorn, etwas später dann Abendessen. Da auf dem Machame-Trail keine Hütten vorhanden sind, essen wir bei Kerzenschein im eigens mitgeführten Esszelt. Um 20:00 ist es stockdunkel und kalt, zudem wird das Esszelt in der Nacht auch noch als Schlafplatz für die Träger benötigt, so daß wir recht bald nach dem Abendessen schlafen gehen.