Wieder einmal muß zeitig aufgestanden werden: um 6:00 ist Frühstück, damit wir mögichst rasch im Tarangire-Park ankommen. Um dorthin zu kommen, müssen immerhin zwei Stunden Fahrt überstanden werden, und nur früh am Tag lassen sich die größeren Raubtiere halbwegs einfach blicken. Um 6:45 fahren wir los, kurz nach 9 Uhr sind wir dann tatsächlich im Park, gleichmäßig aufgeteilt auf einen Jeep und einen Kleinbus, jeweils mit offenem Dach.
Gleich zu Beginn haben wir ziemlich viel Glück und sehen eine Löwin direkt vor uns auf der Straße. Sie hat für uns allerdings nicht viel Interesse übrig und verkriecht sich sofort im Schatten hinter einem Busch, so daß wir sie nicht mehr erkennen können. Davon abgesehen dominieren eindeutig Zebras die Landschaft, überall sind sie herdenweise anzutreffen, teilweise recht scheu, manchmal aber auch vollkommen gleichgültig gegenüber unseren Fahrzeugen. Dazwischen sehen wir auch immer wieder Gnus, Giraffen, verschiedene Gazellenarten und viele verschiedene Vögel. Elefanten lassen sich, obwohl als Fixpunkt angekündigt, zunächst gar keine blicken. Im weiteren Tagesverlauf ändert sich das aber, wir begegnen mehreren Herden, teilweise auch aus nächster Nähe.
Das Gelände des Tarangire National Parks ist sehr weitläufig und die Besucher haben sich an die vergleichsweise wenigen Wege zu halten. Dadurch sind die Tiere nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, sondern können sich auch abseits der Touristenströme bewegen, was die Safari deutlich spannender macht – anstatt einfach zu den Tieren hinzufahren, müssen diese gesucht werden. Die Tatsache, daß bei selteneren Tieren dann plötzlich fünf oder mehr Fahrzeuge dicht gedrängt stehen, stört zwar ein wenig, ist aber wohl unvermeidbar.
Bis 15:00 fahren wir kreuz und quer durch den Park, danach geht es weiter zur E-Unoto-Lodge, wo wir die folgende Nacht verbringen werden. Am Weg dorthin halten wir noch für rund eine Stunde in einem Massai-Showdorf an. Wir bekommen etwa ein Dutzend Massai aller Altersstufen in traditioneller Tracht zu sehen (letzteres ist nicht wirklich überraschend, da die Massai auch im täglichen Leben immer noch fast ausschließlich ihre Tracht tragen). Es wird ein typisches Stammeslied dargeboten, außerdem dürfen wir noch eines der Häuser im Dorf besichtigen, und wir erfahren Details über Riten und Lebensweise der Massai. Der doch recht stolze Eintrittspreis von 10 USD pro Person ist insgesamt gut investiert, beim abschließenden Curio-Shop will dann allerdings niemand mehr etwas kaufen (zumal die meisten angebotenen Souvenirs auch ident zu denen der bisherigen Shops und Verkäufer sind).
Die E-Unoto-Lodge stellt sich als das Projekt eines reichen Texaners heraus und sieht auch in etwa so aus: recht deutlich aufgetragener Protzerei auf der einen Seite (zwei Doppelbetten je Zimmmer mit insgesamt 14 Kissen, Massivholztruhe für das Gepäck, ein fünf Meter langer Spiegel in der Waschnische) stehen deutlich merkbare Mängel auf der anderen Seite gegenüber (die Tür zur Zimmertoilette läßt sich nicht einmal abschließen, um 23:00 wird der Strom abgedreht, und man muß sich mit einer billigen Taschenlampe im Zimmer zurechtfinden). Die Anlage besteht aus Bungalows mit jeweils einem Zimmer – diese liegen leider relativ weit auseinander und zudem noch an einem ziemlich steilen Hang. Zu meinem Zimmer sind es von der Rezeption aus gut 200 Meter Entfernung, sowie eine nicht unerhebliche Höhendifferenz, in der Nacht wird der Weg zur Qual. Da wir aber ohnehin nur eine Nacht hier verbringen, stört uns das nicht wirklich, auch das (für eine Safari-Lodge doch deutlich zu kontinental geratene) Abendessen wird gerne angenommen. Die Betten sind jedenfalls ganz ausgezeichnet, ich schlafe tief und fest, bis um 5:30 am kommenden Morgen der Wecker läutet.